Ein Bericht von Diana Thiele
Die Veranstaltungsreihe „Lese(lern)ort Schulbibliothek“ war bislang eine Möglichkeit des Austauschs zwischen verschiedenen Akteuren von Schulbibliotheken. Jede Veranstaltung fand in einer anderen Schule mit Bibliothek statt. Oft startete der Termin mit einem oder mehreren Impulsvorträgen. Weiter ging es meistens mit einer Führung durch die Schulbibliothek, auf der sich etliche interessante Gespräche ergaben und immer ein reger Austausch stattfand.
Die Veranstaltungsreihe wurde bislang gemeinsam von LISUM und der AGSBB organisiert und fand zweimal im Jahr statt. Das LISUM wird zum Ende des Jahres aufgelöst, so dass diese Kooperation in dieser Form nicht mehr stattfinden kann. Dieses Treffen in der Nürtingen Grundschule war zumindest vorerst das Letzte seiner Art.
Dieses Mal haben wir mehrere Impulsvorträge gehört. Wohlwollende Worte sprach der Direktor Markus Schega der Nürtingen Grundschule. Wiebke Janzen, Kulturbeauftragte und Lehrerin sowie Tugba Sahan, Erzieherin gaben einen Einblick in die Arbeit der Schulbibliothek sowie deren Einbettung im Schulalltag. Eine Vertreterin des Fördervereins erzählte von der Erhebung der Familiensprachen in der Schule und wie die Schulbibliothek bezüglich der Sprachenvielfalt mit eingebunden wird. Sie ist auch zuständig für die Öffnung einer der Bibliotheken der Schule.
Eine der Bibliotheken? Richtig gelesen. Die Nürtingen Grundschule hat vier Schulbibliotheken, die wir uns im Anschluss an die Impulsvorträge ansehen durften. Die erste ist ein neues Projekt. Ein Künstler baute zusammen mit der Schule eine Art Schrank in einem Leerraum auf dem Hof. Diese Bibliothek war Mitte April noch nicht in Betrieb. Schüler:innen sollen hier in Zukunft in den Hofpausen selbständig Bücher leihen können. Ein Büchertausch ist ebenfalls geplant. Ich bin sehr gespannt, wie diese Bibliothek ankommt. Die Konstruktion weckte zumindest das Interesse der Teilnehmer:innen, erkletterten sich einige von uns doch gleich einmal die Bibliothek selbst.
Bibliothek Nummer 2 ist ein kleiner Raum, der komplett von einer Klasse betreut wird. Hier wird derzeit ein kleiner Comic-Leseraum eingerichtet. Die Kinder der betreuenden Klasse durften Wandfarbe und Möbel aussuchen. Außerdem wurden für ein kleines Startbudget etliche Comics erworben. Die Kinder dieser Klasse haben den Schlüssel und dürfen selbst entscheiden, welche Klasse in den Pausen den Raum nutzen darf.
Die dritte Bibliothek ist eine mehrsprachige Bibliothek. Die Schule hat sich zum Ziel gesetzt, dass jedes Kind der Schule mindestens ein Buch in seiner oder ihrer Familiensprache vorfindet. Hier wurde extra ein Raum geschaffen, in dem sich diese fremdsprachigen – aber auch deutsche Bücher – befinden. Es gibt außerdem eine digitale Tafel und gemütliche Sitzkissen, um beispielsweise Bilderbuchkinos zu veranstalten. Der eFöB ist zuständig für diese Bibliothek.
Bibliothek vier ist wohl das, was die meisten von uns unter einer Bibliothek verstehen. Hier befinden sich etliche Bücher – Comics, Romane und Sachbücher. Die Bücher haben Signaturen und dürfen von den Schüler:innen ausgeliehen werden. Im Raum gibt es einige Sitzmöglichkeiten und eine Mutter besetzt diesen Raum. Sie ist für die Kinder die Ansprechperson wenn es um die Ausleihe oder vielleicht auch den einen oder anderen Buchtipp geht.
Am besten jedoch fand ich an der Schule ein Projekt, was kurz angerissen wurde. Im vergangenen Schuljahr wurden die Bücher-Agent:innen gegründet. Die Kinder beschäftigen sich mit Inhalten der Bücher und diskutieren, ob diese unpassende Inhalte wie beispielsweise Sexismus, Rassismus oder Diskriminierung enthalten. Wenn Kinder ein Buch finden, welches eine Textstelle oder ein Bild enthält, mit dem sie sich nicht wohl fühlen, können sie das Buch zur Prüfung den Bücher Agent:innen geben. Diese überprüfen den Inhalt und kleben als eine Art Warnschild einen Aufkleber auf das Buch. Auf den Aufklebern steht, warum das Buch von einigen Menschengruppen als problematisch angesehen werden kann. Das Buch kommt nach der Prüfung und Markierung aber wieder zurück ins Regal und kann wie gehabt gelesen und ausgeliehen werden. Zusätzlich oder eher als Erklärung haben die Bücher Agent:innen sich einen Comic ausgedacht, gezeichnet und drucken lassen. Hier erklären sie auf witzige und kurzweilige Art und Weise ihr Projekt. Ich habe mir einen der Comics direkt gekauft und ihn in meine Schulbibliothek gestellt.
An der Nürtingen Grundschule konnten wir sehen, was mit einem engagierten Team, einer unterstützenden Schulleitung und den richtigen Kooperationen möglich ist.